18.07.2019

Weiter- & Fortbildung

Die neue Orthopädische Rheumatologie – Die Novelle der WBO bringt einen durchgreifenden Wandel der Zusatzweiterbildung

Mit der Novelle der Weiterbildungsordnung wird die Zusatzweiterbildung „Orthopädische Rheumatologie“ neu ausrichten.
Die drei wichtigsten Neuerungen:
1. Die Zusatzweiterbildung (ZWB) war bisher schwerpunktmäßig operativ orientiert, sie ist jetzt konservativ geprägt.
2. Die ZWB übernimmt die internationale Definition der Rheumatologie, soweit es die Bewegungsorgane betrifft.
3. Die ZWB nimmt inhaltlich alle großen konservativen Subdisziplinen auf, für die praktische Erfahrungen nachzuweisen sind.


2003
Die Zusatz-Weiterbildung Orthopädische Rheumatologie umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz

die Erkennung und operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen.

2019
Die Zusatz-Weiterbildung Orthopädische Rheumatologie umfasst in Ergänzung zur Facharztkompetenz

die Diagnostik und Therapie von degenerativen, entzündlichen und stoffwechselbedingten rheumatischen Krankheiten der Bewegungsorgane

einschließlich der interdisziplinären Zusammenarbeit bei komplexen rheumatischen Erkrankungen.


Schon an den Überschriften der ZWB 2003 und 2019 lässt sich der durchgreifende Wandel erkennen. Nach der internationalen Definition umfasst die Rheumatologie „die Krankheiten und Funktionsstörungen der Bewegungsorgane und der angrenzenden Weichgewebe bei entzündlichen, degenerativen und stoffwechselbedingten Krankheiten, einschließlich der inneren Organe und des Nervensystems, soweit sie betroffen sind“. Diese Definition findet sich jetzt in der ZWB Orthopädische Rheumatologie wieder. Arthrosen, Rückenschmerz, Sehnen- und Muskelerkrankungen gehören nach internationaler Definition zur Rheumatologie! In diesem Sinne arbeiten in Deutschland die meisten Orthopäden als Rheumatologen, und die meisten Rheumakranken werden von Orthopäden behandelt. Dieser Sprachgebrauch ist in Deutschland ungewohnt, aber sehr europäisch. Inhaltlich umfasst die neue Orthopädische Rheumatologie Schmerztherapie, Manuelle Medizin, Technische Orthopädie, Osteologie, Rehabilitationsmedizin und entzündlich-rheumatische Gelenkkrankheiten und entspricht damit der internationalen Rheumatologie-Definition.
Die fachärztlichen Kenntnisse werden vertieft, praktische Erfahrungen sind für jede Sektion nachvollziehbar nachzuweisen.
Die Anzahl der durchzuführenden Operationen wurde deutlich reduziert, für einen Teil reicht die Assistenz.
Charakteristische rheumachirurgische Eingriffe bleiben aber enthalten, um den Kandidaten und Kandidatinnen einen ausreichenden Einblick in die operative Seite des Spezialgebietes zu vermitteln. In der medikamentösen Therapie bleibt der neue Orthopädische Rheumatologe wie bisher uneingeschränkt, auch in der Medikation entzündlich rheumatischer Gelenkkrankheiten u.a. mit Biologika. Letztere Kenntnisse sollen in Kooperation mit internistischen Rheumatologen erworben werden, um anerkannten Standards sicher zu entsprechen.
Die Novellierung der Weiterbildungsordnung ist weit vorangeschritten. Alle Fachgesellschaften von O&U haben die Veränderungen konsentiert.  Der Ärztetag 2018 und die Bundesärztekammer haben ihre Zustimmung erteilt, eine „Musterweiterbildungsordnung“ liegt vor. Die abschließenden Beschlüsse der Landesärztekammern werden bis Ende 2019 erwartet.
Mit der neuen Definition und den neuen Inhalten der Orthopädischen Rheumatologie öffnet sich für alle
konservativen Disziplinen unseres Faches die Chance, ein gemeinsames Ausbildungsziel zu etablieren. Die Orthopädische Rheumatologie steht auf Augenhöhe mit den beiden großen operativen Zusatzweiterbildungen Spezielle Unfallchirurgie und Spezielle Orthopädische Chirurgie. Sie kann einen starken Komplementär für den operativen Teil unseres Fachgebietes darstellen – und gewinnt gemeinsame Kraft und Sichtbarkeit. Der konservative Orthopäde ist kein „Nicht-Operateur“. Er soll in
Zukunft ein Orthopädischer Rheumatologe sein – und ein Spezialist.
Im europäischen Ausland sieht man eine Zweiteilung der muskuloskelettalen Medizin: konservativ – rheumatologist, operativ – orthopedic surgeon, also eine muskuloskelettale Medizin, die auf zwei verschiedene Fachgebiete aufgeteilt ist. Die neue Orthopädische Rheumatologie stärkt die konservative Orthopädie und erhält die Einheit der konservativen und operativen Orthopädie und Unfallchirurgie.
Die DGOU hat eine Task-Force gebildet, in der sich die Vorsitzenden und Präsidenten der orthopädischen Sektionen und Gesellschaften konservativer Orthopädie zusammengeschlossen haben. Die Task-Force stellt sich in jeweils ganztägigen Präsentation freitags beim Süddeutschen Orthopädenkongress 2019 und beim DKOU 2019 vor.

Prof. Dr. Wolfgang Rüther
Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Orthopädische Rheumatologie DGORh

Weitere Infos

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie e.V.  (DGORh)

Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Tel: 030 – 340 603 695
Fax: 030 – 340 603 696
Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mailinfo@remove-this.dgorh.de

Veranstaltungen

© kebox / Fotolia

Aktuelle Termine zu Orthopädie und Unfallchirurgie

Zum AOUC-Kalender